Dies ist ein Gastbeitrag von Roman Hanhart
anlässlich seiner Aktion: 500 Tage auf WordPress.
Herzlichen Dank, Roman!

Roman HanhartZum Glück gehören die Grabenkämpfe zwischen Windows und Mac der Vergangenheit an; mindestens die Verheerenden davon. Zu Zeiten von Compuserve gab es oft solche Diskussionen, welches System wohl das Bessere wäre, die jeweils fast in einem digitalen Krieg mündeten. Was aber beide Seiten – die Windows-Menschen und die Mac-Leute – offensichtlich nicht wahrgenommen haben, lässt sich ganz einfach darstellen: Beide Parteien fanden mit ihrer Hardware, dem Betriebssystem und den Anwendungen darauf den Weg via – damals natürlich noch per Modem – Telefonleitung zu einer gemeinsamen Plattform namens CompuServe, um dort zu diskutieren und zu streiten, welches „Gefährt“ nun besser wäre. Eigentlich ist das doof, oder? Denn beide waren ja dort, haben ihr Ziel erreicht und konnten ihre Aufgaben erfüllen.

Offenbar sehen das die Menschen heute auch so. Denn solche Diskussionen auf der Meta-Ebene sind heute sehr selten geworden. Man diskutiert wohl noch über Vor- und Nachteile, allerdings auf Prozess- oder Aufgabenebene und nicht mehr global über das gesamte System. Kriege gibt es keine mehr, wir sind erwachsen geworden. Und just in der Ära, in der wir lernen mit einander umzugehen, paukt Steve Jobs wieder einmal auf die Trommel, um elitären Mac-Schrott zu verkünden. Das iPhone mag ein cooles Gadget sein, dann hört es aber schon auf, mehr als sich damit organisieren (oder das, was die Menschen darunter verstehen wollen) kann man sich damit auch nicht. Es ist ein Werkzeug und wer mehr daraus macht, betreibt Magie und Kultivierung. Beides ist legitim, hat aber nichts mit dem Gerät selbst zu tun. Jene Kultivierung basiert auf der selben Ebene, wie der längst vergangene Krieg. Deswegen erachte ich solche Blasen für gefährlich. Sie geraten gerne ausser Kontrolle. Aber auch das neue OS X 10.5 ist nicht das, wofür es angepriesen wurde. Zuviele Fehler verbergen sich noch in dem Betriebssystem.

Und doch möchte man meinen, dass sich Mac User auf einer subtilen und zum Teil fast amüsanten und sympathischen Ebene als Elite der Home-Computer-Nutzer sehen. Solange sie das in der Weise tun, so ein Nutzen für alle entsteht, ist das in Ordnung. So klein ist die Mac Gemeinde nicht mehr und sie ist so gewachsen, dass sie sich aus dem Status der „Microsoft braucht uns als Konkurrenz“ emporgehoben hat. Sie hat die Kriege abgelegt und steht nun an der Schwelle, eine grössere Gemeinschaft mit all den Vor- und Nachteilen zu werden. Und deswegen meine ich, dass wir Mac-User noch etwas elitär sein dürfen, so lange wir noch können.