Eines der Musikstücke, die mein Leben nachhaltig beeinflusst haben, ist das Lied „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ von Gustav Mahler auf einen Text von Friedrich Rückert.
Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
Sie hat so lange nichts von mir vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält,
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,
Und ruh‘ in einem stillen Gebiet!
Ich leb‘ allein in meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied!Friedrich Rückert (1788-1866), aus: Lyrische Gedichte, in Drittes Buch Liebesfrühling, in Vierter Strauß Wiedergewonnen, Nr. 6
Hier aus den vielen Einspielungen dieses grandiosen Werkes eine mit Dietrich Fischer-Dieskau, zusammen mit meinem Lieblingsorchester, den Berliner Philharmonikern, unter der Leitung von Karl Böhm:
Ich habe dieses wundervolle Lied erst in der zwölften Klasse an der Schule kennengelernt. Im Studium war es dann eines der Lieder, an denen ich mich im Gesangsunterricht wiederholt abgearbeitet habe. Es gehört zu der Kategorie von Stücken, die einen ein ganzes Leben lang, immer wieder neu begleiten. Ich habe auch relativ lange gebraucht um herauszufinden, dass dieses Lied gar kein trauriges Lied ist. Der Text benutzt zwar zu Beginn als Metapher für „abhanden kommen“ das Sterben. Allerdings muss man den Begriff „der Welt gestorben“ als ganzes auffassen, um die Botschaft wirklich zu verstehen; das ist mir persönlich anfangs nicht gelungen.
Zur Zeit passt dieses Lied wieder einmal hervorragend in mein Leben. Und es passt auch gut jetzt in dieses, mein Blog. Denn eine der Welten, denen ich in letzter Zeit abhanden gekommen bin, ist mein Blog. Das ist einerseits sehr schade, andererseits sehe ich diesen Zustand nicht als endgültig an. Zu vieles hat sich seit August letzten Jahres ereignet und entwickelt, als dass ich genügend Zeit und Ruhe zum Bloggen gefunden hätte. Aber ich gehe der Blogosphäre deshalb nicht endgültig verloren. Irgendwann werde ich hier wieder mehr in Erscheinung treten, versprochen!
Bleibt mir nur noch, meiner verbliebenen treuen Leserschar einen schönen Sommer zu wünschen!
17. Juni 2011 um 13:35 Uhr
Hallo,
Schau ‚mal unter http://www.chanticleer.org nach!
In der CD „The Best of…“ findest Du ebenfalls eine wunderbare Aufnahme von „Ich bin der Welt….“.
Ich hatte das riesige Glück Chanticleer’s Fassung einmal live hören zu dürfen!
Etwas derartig schönes hören zu dürfen, ist einfach nur traumhaft und werde es wahrscheinlich nie vergessen.
Grüß aus BB
J. Perugorria
18. Juni 2011 um 18:04 Uhr
Danke, Javier, für den Hinweis!
Die Fassung, die Chanticleer singen, stammt von Clytus Gottwalt. Ich kenne diese Fassung sehr gut, ich habe bereits einige Male an Aufführungen dieser Fassung mitgewirkt. U. a. auch mit dem SWR Vokalensemble. Von diesem gibt es eine relativ neue Einspielung des Stücks unter der Leitung von Marcus Creed (CD bei jpc). Eine Live-Aufnahme kann man sich auf der SWR-Webseite anhören.
2. September 2011 um 15:48 Uhr
Und dann gab es auch noch die Fassung des Norwegian Soloists‘ Choir von ihrem Album „Hear“. Es ist auch der Gottwalt-Satz. Würde mich mal interessieren, wie eure Meinung zu der Interpretation ist.
Viele Grüße
4. September 2013 um 22:14 Uhr
Das wichtigste Lied meines Lebens.
5. Februar 2014 um 10:29 Uhr
Weiß jemand, ob noch mehr Gedichte von Rückert vertont worden sind? Ich finde die Gedichte von ihm einmalig, eingeschlossen dem Erdbeersträuchlein.
12. Februar 2014 um 17:08 Uhr
Hallo Katja,
da kann ich die Seite LiederNet empfehlen. Die Übersicht über die Vertonungen Rückertscher Texte zeigt, dass zahllose seiner Gedichte vertont wurden, viele sogar von mehreren Komponisten.