Thorsten hat ein Stöckchen nach mir geworfen, das er selbst von Ralph Segert zugeworfen bekommen hat. Ralph beschreibt die Aufgabe wie folgt:
Als Freund von Geschichten, die sich um alte oder neue Fotos oder Bilder bewegen, möchte ich nach Deinem schönsten Bild im Raum fragen und nach einer kurzen oder langen Geschichte dazu.
Da derzeit in meiner gesamten Wohnung keine von mir selbst aufgenommenen Fotos hängen, interpretiere ich die Vorgabe „im Raum“ einmal dergestalt, dass ich auf eine CD-ROM mit Digitalfotos aus dem Jahre 2006 zurückgreife. Aus diesem Jahr wähle ich ein Foto vom 15. September aus. Wir hatten am Abend zuvor ein Konzert mit dem Rundfunkchor im Auditorium Stravinski in Montreux und an jenem Tag vormittags noch ein wenig Zeit, uns in Montreux zu ergehen. Das Foto ist bei dieser Gelegenheit auf der Strandpromenade entstanden. Es zeigt die Statue zu Ehren Miles Davis‘.
Das Bild ist fotografisch gesehen wahrlich kein Meisterwerk. Um es hier veröffentlichen zu können musste ich, wie die nebenstehenden beiden Ausschnitte zeigen, wegen der extremen Gegenlichsituation das Gesicht der Statue aufhellen, sonst wären die Gesichtszüge nicht erkennbar gewesen. Dennoch ist mir das Foto lieb und teuer. Denn die Begegnung mit dieser Statue an diesem Ort hat eine alte Sehnsucht in mir wieder zum Klingen gebracht:
Seit ich etwa 16 Jahre alt bin, habe ich mich dem Jazz zugewandt. Seit jener Zeit, in der ich noch in Freiburg wohnte, war es mein Traum, einmal zu dem berühmten Montreux Jazz Festival zu fahren und bekannten Größen der Jazzszene zu lauschen. Dieser Traum harrt in dieser Form immer noch seiner Erfüllung. Zwar habe ich mittlerweile viele Jazzgrößen live spielen gehört, jedoch bisher nie in Montreux.
Miles Davis symbolisiert für mich wahrscheinlich wie kein Zweiter das Phänomen „Jazzgröße“. Besonders seine Rolle als Wegbereiter des Fusionjazz mit den beiden Alben In a Silent Way und Bitches Brew wurde später auch für meine eigene Ästhetik in Sachen Jazz sehr wichtig. Mir war es wenigstens einmal, im Jahre 1988 vergönnt, Miles selbst noch live in einem Konzert in der Freiburger Stadthalle zu hören.
Ich werfe das Stöckchen weiter an Julia, Frau Chikatze, Andreas und Günni. Wer es sonst noch aufheben mag, dem sei dies freundlichst gestattet.
26. November 2008 um 08:15 Uhr
Danke, daß Du mitgemacht hast. Ich finde grade gut, daß das Photo oben im Gegenlicht sozusagen verschwindet. Und: Miles Davis! Aber immer gerne. Gehört auch zu meinen All-time-favorites.
26. November 2008 um 09:08 Uhr
Oh, ja! Miles‘ Version von „Time after Time“ steht bei mir auch sehr weit oben auf der Liste. Aus der Phase, in der Marcus Miller Miles‘ Platten produziert hat und die Stücke gewissermaßen zu mehr als 75% zu verantworten hat, gefällt mir „Portia“ auch sehr gut. Das Stück hat er bei vielen seiner Konzerte am Ende der Achtziger als letztes gespielt. Dabei hat Miles immer als erster sein Solo gespielt und ist von der Bühne gegangen. Danach haben alles anderen Musiker nacheinander noch ein Solo gespielt und haben dann ebenfalls die Bühne verlassen bis am Schluss nur noch der Sequenzer alleine vor sich hindudelte, also ähnlich wie in Haydns Abschiedssinfonie … 😉
26. November 2008 um 09:48 Uhr
Ha, als ich die Kopf-Stele gesehen habe, kam sie mir gleich so bekannt vor. Nur geh ich da ’n paar Meter weiter und fotografiere lieber eine andere (ganze) Statue. 🙂
Mal sehen, was für ein Foto samt Geschichte ich da nehmen werde – ich werd jedenfalls auch auf meine Festplatte zurückgreifen…
26. November 2008 um 09:57 Uhr
Das Dumme an der anderen Statue ist nur, dass da immer so viele Menschen daneben und davor stehen, dass Du selten wirklich die Gelegenheit hast, nur die Statue zu fotografieren.Ich bin schon sehr gespannt auf Dein Foto und Deine Geschichte!
26. November 2008 um 10:03 Uhr
Vor allem, wenn man grad zu seinem Memorial Day dort ist – manchmal erwischt man aber doch geeignete Momente, siehe z.B. meine 2006-Galerie. 🙂
26. November 2008 um 10:10 Uhr
Oh, Tatsache! Da hast Du wirklich schöne Momente abgepasst! 🙂
27. November 2008 um 19:03 Uhr
Montreux scheint ja sehr bestatuet zu sein!
Aber das Stöckchen ist in seiner Ursprungsform wohl von produktiven Malern bzw. Fotografen entworfen worden. Oder von Eltern/Hundebesitzern/Museumsdirektoren. Ich werde jedenfalls auch meinen virtuellen Raum durchsuchen 🙂
27. November 2008 um 19:27 Uhr
In der Nachbargemeinde Vevey findest du auch noch Charlie Chaplin.
30. November 2008 um 00:02 Uhr
Na, da bin ich mal gespannt auf Deine Auswahl! 🙂