DER SPIEGEL wird in seiner heutigen Printausgabe seinem Ruf als „BILD-Zeitung der Intellektuellen“ einmal mehr gerecht. Unter dem Titel „Die Beta-Blogger“ veröffentlicht er einen mittels bunter Bildchen auf drei Seiten aufgeblähten Artikel als Bestandsaufnahme der deutschen Blogszene. Erstaunlich, dass es dazu gleich dreier Autoren bedarf. Es mag an der Dürftigkeit des Inhalts liegen, dass die Reaktionen in der Blogosphäre (bisher zumindest) quantitativ eher gering ausfallen. Nach Lesen des Artikels habe ich mich entschieden, dazu auch nicht weiter Stellung zu nehmen. Eine Aufstellung der Reaktionen aus der Blogosphäre ist am Ende dieses Artikels zu finden. Ich möchte mich lieber mit dem Begriff „Beta-Blogger“ an sich befassen:
Was ist denn eigentlich (nicht in dem Sinne, in dem die SPIEGEL-Redakteure den Begriff verwenden) ein „Beta-Blogger“? Und was unterscheidet ihn von einem Alpha-Blogger? Und gibt es auch Gamma- und Delta-Blogger?
Seit meinem Artikel Schwanzvergleich sind keine neuen, relevanten Quellen zur Beantwortung dieser Fragen hinzugekommen. Daher hier noch einmal die einschlägigen Definitionen aus dem lexikon2 (hier mit lateinischen statt griechischen Buchstaben):
A-BloggerB-Blogger(synoym: Alpha-Blogger, A-Lister) Blogger, die mehr als tausend Besucher pro Tag zählen und für ihre Leser Orientierungsfunktion haben. […]
C-BloggerBlogger, die in ihren Blogs zwischen 100 und 1000 Besucher pro Tag zählen und für ihre Leser eine begrenzte Orientierungsfunktion haben. […]
Blogger, die in ihren Blogs unter 100 Besucher pro Tag zählen und für ihre Leser keine oder nur private Orientierungsfunktion haben. […]
Diesen Definitionen zufolge hätte ich irgendwann im letzten halben Jahr die Schwelle zum B- bzw- Beta-Blogger überschritten.
Auf dasistdasen.de habe ich eine andere Art der Klassifizierung gefunden. Anhand der Technorati-Authority werden Blogs in A-, B-, C- oder D-List Blogs klassifiziert. Demnach wäre ich ein C-List Blogger.
Hier noch die Reaktionen aus der Blogosphäre zum SPIEGEL-Artikel:
- medienlese.com
Deutsche Online-Schreiber können nicht richtig bloggen, nicht ordentlich streiten und füllen stattdessen lieber oberlehrerhaft die Wikipedia: Lustvoll watscht der Spiegel die Blogosphäre ab. […]
- mlogger
[…] bloggt nicht über so einen Scheiß! In ein paar Jahren lästern wir dann über den Spiegel und stürzen die Regierung…
- Die Welt ist Scheisse
[…] Der Spiegel will auch was sagen. […]
- F!XMBR
Der SPIEGEL hat panische Angst, panische Angst vor Bloggern. Und das nicht zu Unrecht. […]
- blog@netplanet
[…] Den tief einblickenden Kardinalfehler haben die drei Redakteure (einer allein traut sich wohl wieder nicht) schon von vorneherein gemacht: Sie vergleichen die Bloggerszene mehr oder wenigermit ihrem eigenen Stand und beschweren sich vehement gegen den Unprofessionalismus und der starken Parteilichkeit. Ach. […]
Sehr stark ist auch die Fotomontage zu einem fiktiven SPIEGEL-Titelbild!
- Vip-Raum
[…] So weit, so halbrichtig! […]
- mapumedia
[…] Na ja, vermutlich werde ich dann morgen früh am Kiosk neben der Schachtel Kippen auch mal wieder einen Spiegel kaufen.
- redblog
Vom SPIEGEL, der panische Angst vor Bloggern hat
- Lupe, der Satire-Blog
[…] werde mir die ausgabe trotzdem kaufen und vielleicht noch eine meinung dazu in den blog hängen. […]
- Die Sargnagelschmiede
[…] der ‚Spiegel‘, der immer mehr zum Zentralorgan der verlorenen Maßstäbe in Deutschland wird.
- Tivoli-Blog
[…] was mir den Eindruck vermittelt, daß das „Spiegel“-Printteam trotz der neuen Doppelspitze das Internet und den Wechsel vom Sendermodell zur Kommunikation, ob in Form von Blogs oder Wikipedia, einfach nicht begreifen will… […]
- Das CIO Weblog
[…]
Wird hier nun endlich die Sau durchs Sommerloch getrieben, die in der bisherigen Diskussion teilweise als identitätsstiftender Faktor so stark vermisst wird? […] - Weltblick
[…] wird der morgige Spiegel […] sich mächtig über die deutsche Blogger-Szene hermachen und sie der Bedeutungslosigkeit schmähen. […]
- Netzfundbüro
Im aktuellen SPIEGEL ist eine hübsche Geschichte […]
- Blogpiloten.de
[…] Mein Appell: Bitte mal alle wieder schön Metadiskutieren. Ich finde es ist mal wieder Zeit für die Grundsatzdebatte über Schein und Sein, Anspruch und Wirklichkeit von der kleinen Bloggergemeinde. Na, wie wärs? […]
- Tammoxxsche Gedanken
[…] Gut, die Blogs sind oft unprofessionell, einseitig, polemisch und meinetwegen auch unseriös.
Aber IHR Klassischen Medien seid dafür lahme Schnecken!
Ätsch. - Coffee and TV
[…] Gleich drei Autoren haben an dem “Stück” (”Spiegel”-Sprech) mitgestrickt, was der Kohärenz etwas schadet, dem Text aber ansonsten nicht hilft. […]
- opponent.de
[…] Heuchlerisch ist Kritik des “Spiegels” an der sumpfartigen Diskussionskultur der Blogosphäre auch deshalb, weil diese ja nicht im soziokulturellen Vakuum existiert. Sie ist letztlich ein nur leicht verschobenes Abbild der nichtvirtuellen, die Publikationen wie der “Spiegel” wesentlich mitgeprägt haben und mitprägen. […]
- peteke
[…] bezeichnend ist, dass dieser bericht bislang vom spiegel nicht in das netz gestellt wurde. […]
- Piranhase
[…] nicht mitten in der Nacht für drei Seiten zum Kiosk rennen. Es lohnt sich nämlich nicht.
[Update 22.07.] Der Artikel ist inzwischen auch bei SPIEGEL ONLINE erschienen. [/Update]
22. Juli 2008 um 00:56 Uhr
Ich als, laut Lexikon2, nun offizieller B-Blogger und ohne den Artikel im Spiegel gelesen zu haben frage mich: kann es nicht auch sein, dass der Begriff nur das Wortspiel eines überaus witzigen Autors war? Weil es so schön wie Betablocker klingt?
22. Juli 2008 um 08:10 Uhr
Ja, natürlich! Das ist doch das nette an der „BILD-Zeitung für Intellektuelle“, dass sie so leicht berechenbar ist!
Welch köstliches Wortspiel mit ungeheurer Bedeutungstiefe: Eine Assonanz an „Betablocker“ und die Bedeutung von „Beta“ für „zweitklassig“: Na, da hat sich die Investition in drei Autoren doch voll gelohnt!
24. Juli 2008 um 09:33 Uhr
Dann bin ich wohl „Beta-Blogger“ ;o)
29. Juli 2008 um 23:04 Uhr
bist du mit kiev stingel verwandt?
gute musi, vinyl leider verschollen!
gruss
29. Juli 2008 um 23:11 Uhr
Nee, ein ‚e‘ hatte ich nie im Namen …